Von Schnecken und SchnitzelnDie Wallrabensteiner Feuerungsanlage präsentiert sich
(Bericht aus der Idsteiner
Zeitung vom 08.10.2010 von Beke Heeren-Pradt)
"Wir verkaufen Wärme", sagt Theo Bernhard vom Energie-Dienstleistungs-Zentrum
Rheingau-Taunus (edz) strahlend und erläutert mit Akribie und Begeisterung, wie
die große Hackschnitzelfeuerungsanlage im Keller der IGS in Wallrabenstein
funktioniert. Am Donnerstagvormittag hatten nämlich interessierte Besucher die
Gelegenheit, einmal einen Blick hinter die Kulissen einer Heizungsanlage zu tun,
die seit 1998 sowohl die Gesamtschule, als auch die benachbarte Rabenschule und
die Kindertagesstätte mit Wärme versorgt.
"Europäische Biomassetage" - so nennt sich die Veranstaltung, die in dieser
Woche überall in Europa über den Einsatz regenerativer Energien informiert - und
zwar an Hand ganz konkreter Projekte in den jeweiligen Regionen. Seit 2006 ist
die kreiseigene Gesellschaft edz bei den Biomassetagen dabei. In diesem Jahr
also mit der Anlage in Wallrabenstein.
Ein großer roter Heizkessel steht da im Keller. Bis zu 500 Kilowatt Leistung
bringt er, wenn er mit den entsprechenden Holzhackschnitzeln befeuert wird, die
in einem Silo auf dem Hof lagern und vollautomatisch über verschiedene
Förderschnecken und Rohre in den Brenner hinein transportiert werden - alles
selbstverständlich Computer gesteuert.
"Wir haben viele Schnecken hier", meint lachend Susanne Schimanek, die an diesem
Tag mit zum Informationsteam vor Ort gehört. Dabei handelt es sich
selbstverständlich nicht um lebende, sondern um Stahlspiralen, die die etwa fünf
Zentimeter großen Hackschnitzel voran transportieren. 100 Kubikmeter davon
passen in das Lager, das regelmäßig vom Forstamt Bad Schwalbach gefüllt wird.
Nur naturbelassenes Holz darf hier verbrannt werden, da die Anlage keine
Schadstofffilter hat. Der Feinstaub wird aus der Abluft gefiltert.
"Eine solche Hackschnitzelanlage funktioniert nur für Großabnehmer", erläutert
Theo Bernhard. "Der Wärmebedarf eines Einfamilienhauses wäre dafür viel zu
gering, denn der bauliche Aufwand für die großen Anlagen ist vergleichsweise
groß." Daher ist es gut, dass um die Heizanlage herum außer der IGS auch noch
die anderen Einrichtungen stehen, die über ein Leitungssystem mit dem Heizkessel
verbunden sind. Für die Warmwasserbereitung im Sommer, für die Übergangszeit und
für Spitzenbedarf im Winter steht im Heizungskeller auch noch ein Ölbrenner, der
im Bedarf zugeschaltet werden kann.
"Im Winter, wenn es richtig kalt ist, reicht eine Silofüllung etwa zehn Tage",
erklärt Bernhard. Da sei es wichtig, dass die Logistik gut geplant sei. Ein Lkw
mit Anhänger könne 80 Kubikmeter laden, da habe man mit einem Silo-Volumen von
100 Kubikmeter genau die richtige Größe. Die Lieferung müsste dann nicht
unbedingt "just in time" sein, die Lagerkapazitäten böten eben Platz für etwas
mehr als eine Lieferung.
Ein firmeneigenes Technikerteam wartet die Wallrabensteiner Anlage gemeinsam mit
den sechs anderen Hackschnitzelfeuerungsanlagen im Kreis, zu denen im kommenden
Jahr noch drei weitere Pellett-Heizanlagen dazu kommen. Gerade jetzt, vor Beginn
der Heizperiode sei das wieder der Fall gewesen und auch im laufenden Betrieb
sei zum Beispiel die Reinigung der Anlage sehr wichtig, um die Effizienz des
Kessels zu erhalten.
"Der Vorteil einer solchen Anlage ist, dass wir hier mit einer regionalen
Energiequelle heizen, die auch noch nachwachsend ist", zeigt sich Theo Bernhard
überzeugt von der Technik. "Wir sparen eine ganze Menge Co2-Emissionen pro
Jahr."
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Stand: [AKTUZEIT] |