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Mit Händen, Füßen und Google Translate

Gemeinsames Lernen mit ukrainischen Schülern
(Bericht aus der Idsteiner Zeitung vom 05.05.2022 von Beke Heeren-Pradt)

Seit zwei Wochen besuchen 19 ukrainische Kinder und Jugendliche die IGS Wallrabenstein. Dabei werden Lehrer und Schüler besonders im Deutschunterricht kreativ.

Lehrerin Julia Quirmbach (stehend) mit einigen der ukrainischen Schüler ihrer Deutsch-Intensivklasse. (Foto: Stefan Gärth)

„Wir wiederholen heute die Farben“, sagt Deutschlehrerin Julia Quirmbach an diesem Vormittag und hält quadratische Farbkärtchen hoch: rot, schwarz, grau, weiß. Alex, Tymur, Sofia und Victoria rufen die richtigen deutschen Wörter und wissen auch, welche Mischfarben aus bestimmten Kombinationen entstehen: Aus Rot und Gelb wird Orange, aus Rot und Grün wird Braun. Dann hält Quirmbach das blaue und das gelbe Kärtchen hoch. Aber diesmal kommt nicht die Antwort mit der Mischfarbe „Grün“, sondern der spontane Ausruf: „Ukraine!“

Nach der deutschen Schule online ukrainischer Unterricht

Natürlich sind die Schüler der Deutsch-Intensivklasse an der IGS Wallrabenstein, die seit zwei Wochen die für sie völlig neue deutsche Schule besuchen, weiterhin ganz eng mit ihrer Heimat verbunden, die sie mit ihren Familien wahrlich nicht freiwillig verlassen haben. Solche Reaktionen zeigen das anschaulich. Trotzdem herrscht eine positiv-geschäftige Stimmung in dem Raum, an dessen Tafel Substantive geschrieben sind, die sich auf die Ausstattung des Klassenzimmers beziehen, deren deutsche Artikel in drei verschiedenen Farben notiert sind. Und um diese kleinen Wörter geht es für die ukrainischen Schüler auch in der Beschäftigung mit den ausgeteilten Arbeitsblättern. „Warum muss ich der, die, das immer dazuschreiben? – Das sagt doch niemand“, fragt Maxim auf Englisch, als er vor seinem Arbeitsblatt sitzt. Dass es für das weitere Lernen der Sprache einfach ganz wichtig ist, von vornherein die Artikel im Deutschen mitzulernen, weiß Lehrerin Quirmbach und deshalb drängt sie darauf, dass die Artikel stets mitgeschrieben werden. Ob Maxim das wirklich einsieht, bleibt sein Geheimnis.

„Die Verständigung in unserer Deutsch-Intensivklasse geht mit Händen und Füßen, wenn es geht auf Englisch – und vor allem mit dem Google-Translate-Programm auf Handy und Tablet“, erzählt die junge Pädagogin, die viel Fröhlichkeit im Klassenraum verbreitet. Und schon hat sie auf ihrem Tablet dank Übersetzungsprogramm den nächsten Auftrag an die Schüler per Beamer an die Wand projiziert.

Kinder und Jugendliche sehnen sich nach ihrer Heimat

„Manchmal schauen sie verwundert und wissen gar nicht, was sie sollen“, erzählt sie lachend. Dann habe das Übersetzungsprogramm Quatsch übersetzt. Deswegen fragt sie auch jetzt in die Runde, ob verstanden worden ist, dass alle am Tisch in der Mitte zusammenkommen sollen. Einer der Schüler hat in der Ukraine schon drei Jahre Deutsch in der Schule gelernt, er versteht einiges und kann vermitteln. Auch die älteren, die recht gut Englisch sprechen, helfen bei der Verständigung, und es fällt auf, dass die Schüler sich gegenseitig unterstützen.

Zehn Stunden Deutsch in der Intensivklasse erhält jeder der Schüler, die zwischen zehn und 17 Jahren alt sind. Quirmbach hat für jeden einen individuellen Stundenplan erstellt, damit die Schüler auch die Möglichkeit haben, mit ihren Altersgenossen in den entsprechenden Klassen Zeit und Unterricht zu verbringen. „Mathe und Englisch haben alle in ihren Klassen, das funktioniert prima“, freut sie sich. Und auch Klassenlehrer Ingo Ostwald berichtet, dass die ukrainischen Schüler sich nach der kurzen Zeit schon erstaunlich gut in der neuen Schule eingelebt hätten. „Nach drei Tagen haben sie auf Deutsch gegrüßt“, ist er beeindruckt. Und überhaupt zeigten sie Disziplin und Lerneifer. Die meisten der mittlerweile 19 an der IGS aufgenommenen Schüler absolvierten nach dem Schultag in Wallrabenstein auch noch das Pensum ihrer ukrainischen Schulen, das für alle lückenlos online zur Verfügung steht.

Denn eines sei für die Kinder und Jugendlichen klar: Über kurz oder lang wollen sie auf jeden Fall in ihr Heimatland zurück. „Manche sagen, dass sie sicher in wenigen Wochen zurückkehren werden“, berichtet auch Quirmbach. Sie rechne damit, dass möglicherweise zum Juni auch noch mehr Schüler an der Schule angemeldet werden könnten. Denn das ukrainische Schuljahr gehe Ende Mai zu Ende. Dann könne sie sich vorstellen, dass freie Lernkapazitäten für den deutschen Schulbesuch genutzt würden.

Und dafür ist es eben unerlässlich, Deutsch zu lernen, wenngleich es so kompliziert ist: Kataryna und Sofia sitzen zu zweit an einem Tisch – die eine gehört zu den ältesten Schülern der Gruppe, die andere zu den jüngsten. Gemeinsam erarbeiten sie sich Arbeitsblätter zu verschiedenen Wortschatzfeldern, helfen sich gegenseitig – und liegen fast immer richtig mit den Artikeln.