Eine engagierte Mittlerin
Mit der Entscheidung für die IGS kam für Bettina Henkel
das Engagement im Beirat
(Bericht aus der Idsteiner Zeitung vom 16.09.2009
von Beke Heeren-Pradt)
Dass Bettina Henkel mittlerweile seit einem Jahr Elternbeiratsvorsitzende an
der Integrierten Gesamtschule in Hünstetten-Wallrabenstein ist, hätte sie sich
vor wenigen Jahren noch nicht träumen lassen. "Es war wohl die bewusste
Entscheidung, meine Tochter auf die Integrierte Gesamtschule zu schicken, die
mich überhaupt erst auf diese Schiene gebracht hat", reflektiert die
Idsteinerin ihr Engagement.
Familien, die in Idstein wohnen, haben eigentlich ein breites Angebot
weiterführender Schulen am Ort: die Limesschule als kooperative Gesamtschule
mit Haupt-, Realschul- und Gymnasialzweig, sowie das Gymnasium
Pestalozzischule. Idsteiner Eltern, die für ihre Kinder den Besuch der
Integrierten Gesamtschule im acht Kilometer entfernten Wallrabenstein wählen,
sind eher die Ausnahme. Das Konzept der Integrierten Gesamtschule ist es dann,
das sie überzeugt und das, was sie für das Angemessene für ihre Kinder halten.
Genau so ging es Bettina Henkel. Ihre Tochter besuchte noch die
Taubenberg-Grundschule, als sie sich entschloss, sich gründlich über den
Schulwechsel zu informieren. Ein Kurs an der Volkshochschule mit dem Thema
"Pubertät und Schulwechsel" für Eltern der Viertklässler gab dann den
entscheidenden Anstoß. An einer Reihe von Abenden erläuterten Johann Weber und
Peter Martin von der Schulleitung der IGS als Kursleiter auch das Konzept
ihrer Integrierten Gesamtschule. Sie überzeugten.
Bettina Henkel entschied sich für Wallrabenstein. "Ich hatte den Eindruck,
hier kann ich viel bewegen", erzählt die engagierte Mutter. Entweder habe man
als Eltern ein hohes Frustpotential - oder aber großes Engagement gegenüber
der Institution Schule.
Die IGS in Wallrabenstein weckte bei ihr Engagement. Sie ließ sich als
Elternbeirätin in der Klasse ihrer Tochter wählen und diskutierte vor dem
Hintergrund ihrer Einsichten in die Mechanik einer Integrierten Gesamtschule
von Anfang an im Schulelternbeirat mit. "Vor einem Jahr schied meine
Vorgängerin aus ihrem Amt aus, da kam es fast automatisch, dass ich mich zu
ihrer Nachfolgerin wählen ließ."
Viel zeitlicher Einsatz ist vonnöten, wenn man mitmischen will in den
Geschicken der Schule. "Oftmals rase ich vom Schreibtisch im Büro direkt in
die Schule."
Dort geht es dann zum Beispiel um eine Gesamtkonferenz oder um die
Steuerungsgruppe eines umfangreichen Projektes: "Gemeinsam gesunde Schule
entwickeln", das unter der Finanzierung der DAK in Zusammenarbeit mit der
Lüneburger Leuphana Universität entwickelt wurde, und an dem neun weitere
Schulen im gesamten Bundesgebiet beteiligt sind. Drei bis vier Stunden sei man
pro Sitzung beschäftigt, so Henkel. Die weitere Arbeit an diesem Projekt
findet in Gruppen statt, an denen sowohl Lehrer und Schüler, als auch Eltern
und Schulleitung beteiligt sind, die sich auf unterschiedlichen Themengebieten
mit der Optimierung des Schulalltags und des Miteinanders beschäftigen.
Auch das Thema Bauen beschäftigt die Schule seit geraumer Zeit. Die
umfangreichen Umbaumaßnahmen an einem der Haupttrakte sind abgeschlossen - nun
geht es darum, eine Schulbibliothek einzurichten, wobei hier Elternhilfe und
Sponsoring angesagt sind. Auch über den Förderkreis der Schule, dem Henkels
Meinung nach viel zu wenige Eltern angehören, wird Sponsoring betrieben.
Dieser finanzierte in der Vergangenheit beispielsweise Mikrofone für
Theaterspiel, Trikots und Bälle, Preise für ausgezeichnete Schulabgänger.
Wesentliches Thema für Bettina Henkel ist die Lehrerversorgung. Die im Bereich
Personalwesen berufstätige Frau wird ganz kribbelig, wenn sie an die
langwierigen Prozesse denkt, im Rahmen derer Lehrereinstellungen vorgenommen
werden. "Die einzelne Schule hat nur wenig Einfluss darauf, welche Lehrer sie
bekommt", ist sie einigermaßen empört. Und außerdem sei das System der
Planstellenvergabe so langsam und spät, dass oftmals die hessischen Schulen zu
spät dran sind: Wenn es endlich irgendwann in den Sommerferien soweit ist,
dass sie wissen, wie viele Planstellen sie bekommen, gibt es auf dem Markt
quasi nur noch nur noch die "restlichen" verbliebenen Lehrer zur Auswah, deren
Fächerkombination oft nicht richtig passt. Lehrer mit größerer Flexibilität
und Unabhängigkeit sind dann schon nach Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg
abgewandert.
"Warum kann man nicht den Schulen selbst überlassen, welche Lehrer ausgewählt
werden?", fragt sich Bettina Henkel. Aber diese Frage hat weitreichende
Bedeutung in der Umorganisation des Schulwesens. Und dass das langwierige
Prozesse sind, hat Henkel schon gelernt. Dass es "irre viele
Rahmenbedingungen, die unheimlich viel blockieren", gibt, macht Schule für
Bettina Henkel zwischendurch auch frustrierend.
Doch sie hat mittlerweile ein großes Verständnis für Schule und Schulleitung
entwickelt. "Die politischen Einflüsse auf Schule sind riesig", findet die
Elternbeirätin, "politische Ideologien beeinflussen das Bildungssystem
massiv." Das müsse ihrer Meinung nach nicht sein. Gerne setzt sie sich für
Veränderungsprozesse ein, sieht aber, dass die Schulzeit eines Kindes gar
nicht ausreicht für nachhaltige Neuerungen.
Bettina Henkel selbst sieht sich als Mittlerin zwischen Schule und Eltern,
dabei möchte sie gerne darauf hin arbeiten, dass die Eltern untereinander
stärker vernetzt sind. Für wichtig hält sie zum Beispiel eine gute
Zusammenarbeit der Eltern einer Jahrgangsstufe, denn das Konzept der IGS sieht
auch für die Lehrer eines Jahrgangs enge Kooperation vor.
Diese sollen einen Jahrgang aus dem Team heraus leiten. Für die Eltern sieht
Bettina Henkel dort noch Nachbesserungsbedarf, dem sie zum Beispiel durch eine
Sitzordnung an Jahrgangstischen während der Elternbeiratssitzungen auf den Weg
helfen will.
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Stand: [AKTUZEIT] |