Aufklärung und Seelsorge in Schulen gefragt

Wie die Schulen im Idsteiner Land mit dem Krieg in der Ukraine umgehen
(Bericht aus der Idsteiner Zeitung vom 04.03.2022 von Dominik Theis)

Es ist ein sonniger Donnerstagmorgen, an dem sich 43 Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Wallrabenstein in der ersten großen Pause in der großen Aula versammelt haben. Sie sitzen in einem großen, halb offenen Stuhlkreis zusammen. Vor ihnen stehen Julian Kramer, Lehrer für Gesellschaftslehre, und Schulsozialarbeiter Florian Geißner. Letzterer hat die große Runde, die sich "Pausentalk" nennt, initiiert.

Mit Schülern über Infos und Ängste austauschen

Als vergangenen Donnerstag der Krieg in der Ukraine ausbrach, kam Geißner die Idee, den Kindern und Jugendlichen der IGS einen Raum zu geben, ihre Fragen zum russischukrainischen Konflikt zu beantworten und die Sorgen und Ängste der Schüler aufzufangen. Nun beginnt der "Pausentalk", der zum dritten Mal stattfindet, mit Fragen seitens der Schüler. Sie wollen von ihren Lehrkräften wissen, wie die ersten Friedensgespräche zwischen den Konfliktparteien abliefen und ob es zu einem "dritten Weltkrieg" komme, wenn sich die Nato-Staaten gewaltsam in den Konflikt einschalteten. Eine Schülerin erzählt, dass sie von ihrem in Polen lebenden Vater – rund 80 Kilometer entfernt von der ukrainischen Grenze – Videos von russischen Kampfjets zugeschickt bekam. Sie sorge sich um ihren Vater und schließt die Frage an, ob sich Polen auch militärisch in den Konflikt einmischen werde. Kramer versucht, der jungen Schülerin die Sorge zu nehmen: "Ich weiß es nicht. Aber alle Staaten werden vorsichtig und erst einmal deeskalierend agieren, um Provokationen zu vermeiden."

Es gehe neben Aufklärungsarbeit und Seelsorge aber auch darum, die Flut an Nachrichten, die die Kinder über soziale Medien erreiche, richtig einzuordnen, erklärt Jan Streubühr, der aktuell die Schulleitung vertritt. Er betont die schwierige Aufgabe für alle Lehrkräfte, die mit Beginn des Krieges ihren Unterricht zugunsten des Themas umgestellt hätten und auch das eine oder andere angsterfüllte Kind mit Tränen in den Augen hätten trösten müssen.

Neben Gesprächen gibt es auch einen Moment der Stille in den Klassenzimmern. Nicht nur die IGS Wallrabenstein, sondern auch die Idsteiner Erich-Kästner-Schule und die Pestalozzi-Schule Idstein (PSI) sowie die Niedernhausener Theißtalschule haben sich nämlich an der vom hessischen Kultusministerium empfohlenen Schweigeminute beteiligt. Die Neunt- und Zehntklässler der Theißtalschule sind dazu der Einladung des Niedernhausener Bürgermeisters Joachim Reimann (CDU) gefolgt und haben am Rathaus ihre Anteilnahme ausgedrückt.

Sammelaktionen und Spenden für Ukrainer

Die Schulen im Idsteiner Land kümmern sich nicht nur um das Wohlergehen ihrer Schüler, sondern auch um das der ukrainischen Bürger. Während sich die IGS Wallrabenstein an einer Sachspendenaktion beteiligt, organisiert eine Lehrkraft der Pestalozzischule eine eigene Sammelaktion innerhalb der Lehrerschaft. Darüber hinaus koordiniert die PSI aktuell konkrete Vorschläge seitens der Schüler, Eltern und Lehrkräfte, beispielsweise einen Verkauf von "Buttons" mit Friedenstaube, deren Erlös an eine Organisation gespendet wird. Derweil hat die Idsteiner Limesschule einen "offenen Raum" bei der Schulsozialarbeit eingerichtet, damit Schüler jederzeit über ihre Gefühle sprechen können. Die Schule plant am 21. März auch eine Teilnahme am weltweiten "Flashmob für den Frieden".

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