Kein Schulstress im Sprachcafé
Gesamtschule und IB arbeiten zusammen
(Bericht aus dem Wiesbadener Tagblatt vom 21.02.2009)
(us) Für die Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund gibt es an
der Integrierten Gesamtschule in Hünstetten-Wallrabenstein ein neues Angebot.
Die Jugendlichen können jetzt im Sprachcafé ihre Deutsch-Sprachkenntnisse
aufbessern.
Die Bezeichnung "Sprachcafé" deutet schon an, dass es in dieser
Nachmittagsgruppe locker, stressfrei und gemütlich zugeht. So etwas wie
Notendruck gibt es hier nicht. "Es ist ein kompetentes und für die Schüler
kostenfreies Angebot im Sinne von Sprach-Nachhilfe", umschreibt der pädagogische
Leiter der IGS, Peter Martin, die Zielsetzung des Sprachcafés.
Den Jugendlichen merkt man in der Schule oder im alltäglichen Umgang zunächst
einmal gar nicht an, dass bei ihnen möglicherweise doch Sprachdefizite vorhanden
sind. Das Sprachcafé hat für sie die Funktion eines "Türöffners": Hier können
fehlende Kenntnisse aufgeholt werden und es eröffnet sich die Chance, dass die
Jugendlichen in einem höheren Kursniveau gut Anschluss halten.
Schon an den letzten beiden Montagen haben sich die Jugendlichen im Sprachcafé
getroffen. Das Lernklima ist angenehm, die Gruppe ist klein und überschaubar.
Mit einem Riesenansturm auf dieses Angebot war ohnehin nicht zu rechnen, denn,
so Peter Martin: "Wir haben bei uns nur einen Anteil an Migrationskindern von
weniger als fünf Prozent."
Hünstettens Gesamtschule ist bereits der zweite Standort für ein Sprachcafé. In
Idstein, beim Internationalen Bund (IB), läuft die Deutsch-Fördermaßnahme schon
seit vielen Jahren. In der Gesamtschule Wallrabenstein ist der IB ebenso Partner
für die Sprachförderung und stellt mit Helene Preis die Sprachlehrerin.
Wie in Wallrabenstein geht es auch in Idstein um bessere Kenntnisse der
deutschen Sprache, dennoch gibt es wesentliche Unterschiede. "In Idstein nehmen
nicht nur ältere Kinder und Jugendliche, sondern auch junge Erwachsene an der
Sprachförderungsmaßnahme teil", klärt Petra Mohr, die Leiterin des
IB-Jugendmigrationsdienstes, auf.
"Der Begriff Sprachcafé ist hier durchaus wörtlich zu nehmen", fügt sie hinzu.
Wenn sich in Idstein die Jugendlichen mittwochs um 16 Uhr im IB-Haus in der
Grunerstraße treffen, dann gibt es Getränke, Kekse und eine lockere
Gesprächsrunde. Die Sprachvor-aussetzungen in dieser Runde unterscheiden sich
allerdings von denen der Schüler der IGS Wallrabenstein. Besonders bei den neu
zugezogenen jungen Menschen gibt es immer wieder größere Lücken im
Sprachvermögen. Neben der Verbesserung der Lese- und Schreibkompetent ist es
hier ebenso wichtig, den jungen Menschen ganz pragmatische Alltagshilfe zu
geben. "Das fängt schon beim Verhalten am Telefon an,", sagt Petra Mohr. "Aber
die Jugendlichen lernen zum Beispiel auch, wie man einen Lebenslauf oder eine
Bewerbung schreibt." Oder sie erfahren im Rollenspiel, wie man sich bei einem
Vorstellungsgespräch verhält. Ein Besuch im Rathaus, ein Abstecher zur Bücherei
oder gemeinsames Einkaufen und Kochen stehen schon mal auf dem Plan.
Der Internationale Bund freut sich über die neue Kooperation mit der Schule in
Wallrabenstein. Hier werde nun, so bestätigt es Petra Mohr, zumindest für einen
Teil des betroffenen Personenkreises eine Lücke geschlossen. Ihrer Überzeugung
nach liegt es nicht zuletzt an den schlechten Busverbindungen, dass viele
Jugendliche aus den kleineren Orten des Umlandes die Sprachförderung in Idstein
nicht wahrnehmen könnten.