Große Feier zum Abschied
von Schulleiter Peter Martin
(Bericht aus der Idsteiner Zeitung vom 15.07.2016
von
Christopher
Schäfer)
Um zu erahnen, wohin die Reisen von Peter Martin ab diesem
Sommer des Öfteren gehen könnten, genügt ein
Blick an die Wand im Dienstzimmer des Schulleiters der Integrierten
Gesamtschule (IGS) Wallrabenstein. Darauf ist er zu sehen mit einem
Segelboot in der Bretagne – gelöst,
fröhlich, in Freizeitgarderobe. Wenn der 64-Jährige
nun in Pension geht, „können wir endlich das Boot im
Wasser lassen, ohne immer auf das Abreisedatum zu gucken“.
Dann darf der Urlaub auch gerne mal sechs Wochen dauern. Aber es gibt
in Peter Martins Leben ja noch ein weiteres großes
Freizeitvergnügen, er „schraubt“ gerne
selbst an seinem alten Mercedes. Und da seine Kollegen
natürlich um dieses Hobby wissen, ist es fast schon
folgerichtig, dass sie ihn und seine Frau Constanze am Donnerstagmorgen
aus seinem Wohnhaus in Michelbach mit dem Oldtimer abholen und zu
seiner feierlichen Verabschiedung chauffieren.
Das Ehepaar
Martin kurz nach der Ankunft in der Schule
Um
10.30 Uhr fährt der rote Ford Mustang auf den Schulhof vor.
Was dann folgt, ist eine große Sause für einen
Schulleiter, der – das wurde überdeutlich
– außerordentlich beliebt war in Wallrabenstein.
Auf dem Schulhof tanzen die Siebt-, Acht-, und Neuntklässler
für den Frankreich-Liebhaber die Française
– und das am französischen Nationalfeiertag. In der
Turnhalle bilden anschließend 500 Schüler ein
Labyrinth, durch dessen Gänge Martin hindurch muss. Der
Schulleiter klatscht alle Schüler ab, die Schüler
applaudieren. Es ist einfach nur laut. Gänsehaut.
„Unser lieber verrückter Professor“, steht
auf einem selbst gemalten Plakat, „Wir werden Sie nie
vergessen“ auf einem anderen.
Herr Martin im
Schüler(innen)labyrinth
Peter Martin, das bestätigen die Reden der Kollegen
und das
wird in einem Theaterstück der Schüler
während der offiziellen Feierstunde in der Aula deutlich, ist
für die IGS der „Kümmerer“
gewesen. Für jeden Schüler immer ein offenes Ohr,
allerdings ohne, dass der Respekt für den Schulleiter verloren
gegangen wäre. Waltraud Hofmann vom Staatlichen Schulamt hebt
die „empathische Art“ des Chemie- und
Sozialkundelehrers hervor. Landrat Burkhard Albers (SPD) lobt Martin
als „zuverlässigen, ruhigen und gelassenen
Kollegen“. Bürgermeister Jan Kraus
(Hünstetter Liste) sagt, Martin habe das Haus so gut
aufgestellt, dass er nun „getrost in den Ruhestand“
gehen könne.
Herr Martin
bekommt seine Ruhestandsurkunde überreicht
Einiges wird er
vermissen, einiges nicht
Der Nachfolgerin übergibt er eine Schule, mit der er
„rundum zufrieden“ ist. Die Schülerzahl
ist mit 600 konstant, viele Zehntklässler besuchen im
Anschluss weiterführende Schulen. Und an einer IGS rutsche
keiner durchs Sieb, die Organisation in Jahrgangsteams sorge
für ein behagliches, familiäres Gefühl, so
Peter Martin. „Die IGS muss für alle
Schüler einen Weg finden, sie muss durchlässig
sein.“ Das gemeinsame, längere Lernen ohne Selektion
nach der Grundschule, sei wichtig. Immer wieder gibt es
Schüler, die ohne Ambitionen auf
„Höheres“ starten und dann zum Ende hin
die Kurve bekommen und aufs Gymnasium gehen. Peter Martin strahlt, wenn
er solche Erfolgsgeschichten erzählt. Einiges werde er in
Zukunft vermissen, sagt Peter Martin: „Besonders das Echo auf
die Arbeit von Schülern, Eltern und Kollegen.“
Für die Kollegen hat er noch ein besonderes Lob parat:
„Sie betrachten die Schüler als Menschen.“
Zyniker, denen das Wohl des Individuums nicht wichtig sei, gebe es
nicht im 50-köpfigen Team.
Ganz bestimmt nicht vermissen wird Peter Martin die
alljährliche Podiumsdiskussion für die Eltern der
Viertklässler in der Idsteiner Stadthalle, bei der sich neben
der IGS auch die Pestalozzischule Idstein (PSI) und die Limesschule
vorstellen. „Es ist dort einfach nicht ausreichend Zeit
vorhanden, dass man die Schule richtig kennenlernt.“ Das
Publikum bekomme nur einen kleinen Ausschnitt präsentiert,
womöglich noch einen geschönten, deshalb ist diese
Runde für Peter Martin ein „Eiertanz“.
Viel lieber präsentiert er „seine“ IGS
beim Tag der offenen Tür in Wallrabenstein.
Die Freizeit steht nun im Vordergrund für Peter Martin: Er
wird öfter als bisher Hand anlegen an seinen alten Mercedes.
Er wird Motorrad fahren. Und er wird mehr Zeit mit der Familie in der
Bretagne verbringen. Ohne auf das Abreisedatum achten zu
müssen. Dazu passt, was Schulsprecher Tom Diefenhardt, gerade
zwölf Jahre alt, Peter Martin mit auf den Weg gibt:
„Ihnen noch ein schönes und erholsames
Leben.“
Schulspreccher
Tom Diefenhardt bei der Abschiedsveranstaltung der
Schüler(innen)
Zur Person
Der Michelbacher Peter Martin (64) hat 41 Jahre als Lehrer gearbeitet.
Einige Jahre davon war er am Gymnasium in Hahn, in dieser Zeit auch
abgeordnet an die Aartalschule in Michelbach. 1997 kam er als
Pädagogischer Leiter an die IGS Wallrabenstein, 2012
übernahm er den Posten des Schulleiters als Nachfolger von
Johann Weber.
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Stand: [AKTUZEIT] |