Fahrgemeinschaften statt Schulbusse
Waldemser Kritik am
Schulbusverkehr zur IGS Wallrabenstein
kocht wieder hoch
(Bericht aus der Idsteiner Zeitung vom 12.11.2016
von
Christopher Schäfer)
Zehn bis 15 Kilometer sind es von Waldems, je nach Ortsteil,
bis nach Hünstetten-Wallrabenstein. Keine Weltreise, aber eben
auch nicht zu Fuß zu erreichen. Um die vielen
Schüler aus Waldems zur IGS Wallrabenstein zu bringen, fahren
Busse, deren Plan auf Schulbeginn und Unterrichtsende abgestimmt ist.
Zumindest theoretisch. Denn in der Praxis kämen die
Schüler morgens oft zu spät in den Unterricht,
berichten Eltern.
Die Waldemser Kinder müssen am Idsteiner Busbahnhof umsteigen.
„Bis dahin funktioniert alles ganz gut, wenn es nicht gerade
schneit“, berichtet die Bermbacherin Julia Wolff-Wattenberg,
deren drei Kinder die IGS besuchen. In Idstein jedoch beginnen die
Probleme: „Oft sind die Busse zu voll, dass manche Kinder
stehen bleiben und eine halbe Stunde auf den nächsten Bus
warten müssen.“ Das wiederum reiche aus, um zu
spät zum Unterricht zu kommen. Genauso ärgerlich sei
die Situation am Nachmittag, sagt Julia Wolff-Wattenberg. Mit der
aktuellen Busverbindung bräuchten manche Waldemser Kinder rund
eineinhalb Stunden nach Hause. Sie selbst hat Glück, da sie an
der Rabenschule nebenan in der Nachmittagsbetreuung arbeitet und ihre
Kinder mitnehmen kann. Diesen Vorteil haben so gut wie alle anderen
Waldemser nicht: „Sie bilden Fahrgemeinschaften.“
Dies könne jedoch nicht Sinn der Sache sein: Die
Schüler zahlen ja mehrere Hundert Euro pro Jahr für
die Busfahrkarte.
Schule fühlt
sich vom Busverkehr „abgehängt“
„Wenn ein Schüler eine IGS besuchen will, muss der
Kreis es auch ermöglichen, dass die Schüler dort gut
hinkommen“, sagt Sabine Theis, Leiterin der IGS
Wallrabenstein. Nach ihrer Auskunft ist bei der Schulgemeinde der
Eindruck entstanden, „dass die IGS vom Busverkehr
abgehängt ist“. Ihre Schule sei, noch mehr als die
Idsteiner Schulen, auf die Busse angewiesen, da Wallrabenstein nur auf
diesem Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden
kann. Nach dem Fahrplanwechsel im Dezember 2015 hatte es auf der
Verbindung nach Wallrabenstein kräftig gehakt, die
Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft (RTV) gelobte mehrfach Besserung,
und tatsächlich waren dann lange keine Beschwerden mehr zu
hören. Der erneute Ärger nun hänge unter
anderem mit geänderten Unterrichtszeiten zusammen, sagt Sabine
Theis.
Grundsätzlich sei man verwundert über die
Vorwürfe, sagt Maritta Borhauer von der Pressestelle des
Rheingau-Taunus-Kreises: „Uns liegen aktuell keine
Beschwerden vor.“ Betroffene Eltern sollten sich direkt an
die RTV wenden, mit Nennung der Abfahrtszeit des Busses, dann
könne man dem nachgehen. Auf Nachfrage räumt sie
kleinere Probleme ein: „Das Busangebot nach der siebten
Stunde wird zum Fahrplanwechsel ausgebaut“, so Borhauer. Die
Stunde sei bislang vor allem für AGs, also kleinere
Schülergruppen, genutzt worden, nun sei der Bedarf
größer. Den Vorwurf, einige Orte seien
„abgehängt“, will Borhauer so nicht stehen
lassen. Alle Schulen im Kreis seien angebunden, eine längere
Fahrzeit sei nicht durch lange Umsteigezeiten, sondern durch die weiten
Entfernungen zu den Waldemser Ortsteilen bedingt. Die Busse
würden nach und nach alle Ortsteile anfahren, das koste eben
Zeit.
Für Julia Wolff-Wattenberg findet es dennoch sehr
unglücklich, dass die Kinder nachmittags so spät nach
Hause kommen: „Damit macht man die IGS tot.“ Viele
Eltern hätten gerade deshalb die Schule gewählt,
damit den Kindern am Nachmittag eben noch Zeit für die Hobbys
bleibt. Das Ganze sei besonders deshalb schade, da die IGS
Wallrabenstein eine „wirklich tolle Schule“ sei.
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