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Neuer Leiter
der IGS Wallrabenstein

(Bericht aus der Idsteiner Zeitung vom 25.08.2012 von Ingrid Nicolai)

"Cool bleiben" steht auf der Tasse von Peter Martin, dem neuen Leiter der IGS Wallrabenstein. Vielleicht hat das Unterbewusstsein beim Blick in den Geschirrschrank zugegriffen, denn auch wenn der 60-Jährige, der 1997 zur IGS kam und dort bereits viele Jahre erfolgreich als Pädagogischer Leiter wirkte, weiter im gewohnten Umfeld arbeitet, hat er Sorge, dass Verwaltung und Organisation mehr Zeit fressen könnten, als es seinem pädagogischen Anspruch gut tun würde. Die Bedeutung der Schule für einen jungen Menschen - davon hat Martin eine genaue Vorstellung und das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland kommt bei seiner Beurteilung nicht gerade gut weg.

"Manchmal entscheidet eine einzige Ziffer über das Schicksal eines Menschen", kritisiert er. Das Hürden-Bildungssystem schränke die individuelle Förderung der jungen Menschen ein, sei sehr auf Selektion ausgerichtet. Und den Lehrern werde die Verpflichtung der pädagogischen Fantasie genommen. Ganz bewusst hat er sich daher als Lehrer mit den Fächern Chemie und Gesellschaftslehre für eine IGS entschieden, wirkte zunächst in Taunusstein-Hahn, später in Wallrabenstein. In einer Integrierten Gesamtschule kann man den Haupt- und Realschulabschluss sowie die Versetzung in die Klasse 11 der gymnasialen Oberstufe erreichen. Zu bestimmten Zeitpunkten müssen auch hier Entscheidungen getroffen, muss "sortiert" werden, aber bis dahin ist viel möglich. "70 Prozent unserer Zehntklässler gehen auf weiterführende Schulen, in die Fachoberschule oder gymnasiale Oberstufe", lässt Martin Zahlen sprechen. Aber es ist weniger das Ergebnis, das ihn an seiner Arbeit fasziniert und motiviert, sondern der Weg dorthin.

"Habe ich heute etwas bewegt, habe ich mich bewegt?", das sind Fragen, die sich Martin regelmäßig stellt. "Wer glaubt, hier etwas fertig zu machen, der ist selbst ganz schnell fertig", kann Schule für Martin nur Teil eines großen Ganzen sein. Das Streben nach Perfektion führe im Lehrerberuf zum Ausbrennen.

Was hingegen zähle, sei der Teamgedanke, der seit 2005 an der IGS einem konkreten Konzept folgt. Hinter dem Begriff "Teamschule" verbirgt sich die Idee, dass alle Kollegen einem Jahrgangsteam zugeordnet werden und somit konstante Beziehungen entstehen. Dieses Team soll zumindest im Kern kontinuierlich von Klasse 5 bis 10 zusammenbleiben. Eine Hierarchie gibt es nicht, aber eine konkrete Aufgabenverteilung und Eigenverantwortung. "Wir wissen, wo wir hinwollen." Weg vom Einzelkämpfertum, hin zur Überzeugung, "dass wir das gemeinsam hinkriegen", soll an der IGS niemand auf der Strecke bleiben. Dabei geht es nicht darum Wissenskapitel abzuhaken, sondern um die Vermittlung von Kompetenz. Der junge Mensch soll in die Lage versetzt werden, selbstständig weiterlernen zu können. Unterm Strich gehe es um den Output statt um den Input. "Die Köpfe sind natürlich extrem verschieden" schmunzelt Martin und meint damit die verschiedenen Zugänge, wie Menschen einen Stoff am besten lernen. "Wir trauen uns zu, das auch in heterogenen Gruppen leisten zu können."

Partizipation - ein weiterer Schlüsselbegriff, der für Martin eine besondere Rolle spielt, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die Rollensicherheit sei etwas, das vielen jungen Menschen heute fehle. An der IGS gebe es Möglichkeiten zur Teilhabe außerhalb vom reinen Unterricht: als Buspate, der die Schülerbeförderung betreut, als Streitschlichter, als Schulsanitäter oder beim Theater-Projekt des Jahrgangs 7, bei dem jeder vor und hinter der Bühne zum Gelingen beiträgt.

Eltern sind bisweilen verunsichert, wenn in der Schule das Theaterspiel so viel Raum einnimmt - und begeistert, wenn sie ihre Kinder selbstsicher und als Teil einer großen Teamleistung auf der Bühne stehen sehen. Elternarbeit, auch die liegt Martin am Herzen. Beim Projekt "Gesunde Schule" habe das hervorragend funktioniert; in diesem Bereich wolle man noch nachbessern.

Peter Martin geht motiviert in seine neue Aufgabe, bringt Begeisterung mit, aber er kennt auch die Tiefen im Alltag. "Wenn die Wirksamkeit in einer Situation gegen Null geht, ich keine Möglichkeit sehe, dann ist das wie ein riesiges schwarzes Loch", beschreibt er Momente, in denen dem 60-Jährigen seine Lebenserfahrung hilft. "Dann nehme ich mir einen Tag Zeit, und es ergeben sich mitunter neue Wege." Schwarze Löcher? "Einfach drum herumgehen", sagt Martin … ganz cool.

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Ansprechpartner: Herr Martin
Stand: [AKTUZEIT]