Pilotin mit Bodenhaftung
(Bericht aus der Idsteiner Zeitung vom 22.09.2016
von Christopher Schäfer)
Knapp drei Wochen nach Schulbeginn hat sich in der IGS
Wallrabenstein die Aussicht am Schreibtisch des Schulleiters
verändert. Genauer gesagt ist es jetzt der Schreibtisch der
Schulleiterin. Sabine Theis hat zu Beginn des Schuljahrs die Nachfolge
von Peter Martin angetreten und den Schreibtisch gedreht, sodass sie
jetzt aus dem Fenster auf das Taunushügel-Panorama inklusive
Großer Feldberg blickt. „Einfach
herrlich“, sagt Sabine Theis und strahlt. Und sie
weiß, wovon sie schwärmt. An der
Nikolaus-August-Otto-Schule (NAOS) in Bad Schwalbach war sie zuletzt
Leiterin des Realschulzweigs. Auch aus ihrem Zimmer dort konnte man bis
zum Bau der Mensa den Feldberg sehen. Nun, in Wallrabenstein, ist die
47-Jährige noch näher am Berg dran, aber auch an
ihrem Ideal, was die Schule angeht.
Die Schüler
direkt ansprechen
„Ich habe immer davon geträumt, alle
Schüler direkt ansprechen zu können.“ Das
ist auf der IGS mit 600 Schülern und 45 Lehrern im Bereich des
Denkbaren. Gut sei auch, dass die Schüler aus
Hünstetten und Idstein nicht so weit mit dem Bus fahren
müssten. Sabine Theis selbst fährt 30 Minuten von
ihrem Wohnort Niedertiefenbach (bei Katzenelnbogen), wo sie mit ihrem
Mann und ihrer 14-jährigen Tochter wohnt, bis nach
Hünstetten. Sprichwörtlich angekommen ist sie dort im
Kollegium, sie spürt den Zusammenhalt und die
Nestwärme an der „Schule für
alle“. Diese Idee, die das gemeinsame Lernen ohne Selektion
und Abwertung betont, ist für sie unverrückbar. Wie
das dann ausgestaltet wird, werde man sehen. „Schule ist
ständig im Umbruch“, sagt Sabine Theis. Ohne
Veränderungen gehe es nirgendwo, selbst wenn die IGS mit neuen
Gebäuden und einer starken Nachfrage der Schüler eine
Position hat, wie sie sich andere Schulen nur erträumen
können. „Es ist schön, wie es hier ist, und
ich werde die Schule in den nächsten Monaten
kennenlernen.“ Erst dann sei es überhaupt
möglich, Visionen zu entwickeln. Sie wirkt sehr
„geerdet“, wie sie das erzählt. Was
wiederum zu ihrem Werdegang passt: Sabine Theis hat immer in der Region
Nassau gewohnt.
„Herr Martin hat mir schon ein bestelltes Feld hier
hinterlassen“, lobt Sabine Theis ihren Vorgänger,
mit dem sie mehr verbindet: Sie selbst hat an der IGS Obere Aar in
Taunusstein ihr Abitur gemacht und wurde dort seinerzeit von Peter
Martin unterrichtet. Seine „Politik der offenen
Schulleiter-Tür“ will sie in jedem Fall beibehalten.
Sie erzählt von einer Schülergruppe, von der sie
spontan interviewt wurde. Die Schüler waren erstaunt, wie viel
Verwaltungsarbeit an dem Job hängt. „Das ist so viel
Management, dass es nur im Verbund mit allen Mitgliedern der
Schulleitung zu schaffen ist.“ Damit will Sabine Theis nicht
etwa über die Arbeitsmenge klagen, sondern die Bedeutung ihrer
Stellvertreterin, der Stufenleiter sowie des Pädagogischen
Leiters betonen. „Wir vertreten die Schule nach
außen gemeinsam.“
Wallrabenstein von oben, fotografiert von der Segelfliegerin und neuen Schulleiterin Sabine Theis: In der Bildmitte am Ortsrand befindet sich das Schulzentrum mit IGS und Rabenschule.
Eine Exotin in
Männerdomänen
Noch erinnert ein Gemälde mit einem Motorrad drauf (Peter
Martin ist Motorradfahrer) im Zimmer der Schulleiterin an den
Vorgänger. Daneben wird auf einem Wandkalender deutlich, dass
auch Sabine Theis einem Hobby nachgeht, das mit Mobilität zu
tun hat. Beim Aero-Club Nastätten (Rhein-Lahn-Kreis) ist sie
nicht nur Teil des Segelflug-Bundesliga-Teams, sondern auch Trainerin
und Funktionärin im Luftsportverband Rheinland-Pfalz. Dort
setzt sie sich dafür ein, dass mehr Frauen „in die
Luft gehen“. „Als fliegende Frau bin ich ein
Exot“, sagt Sabine Theis. Erster Erfolg: Ihre
14-jährige Tochter hat jetzt mit dem Sport begonnen. Ihr Mann
fliegt ebenfalls. Die Förderung der Frauen in
Männerdomänen liegt ihr am Herzen. Sie erinnert sich
an das Erlebnis ihrer ersten Chemie-Vorlesung 1990 an der Uni Mainz:
ein voller Hörsaal und darunter gerade mal vielleicht zehn
Frauen. Die Quote an der IGS bessert sie nun selbst auf: Ihre neun
Stunden unterrichtet Sabine Theis allesamt in Chemie und ersetzt damit
auch in dieser Hinsicht ihren Vorgänger, dessen Weggang den
Mangel an Lehrern im Fachbereich vergrößert hatte.
Stationen bis zur Schulleitung
Sabine Theis, 47, ist in Taunusstein aufgewachsen, hat an der IGS Obere Aar Abitur gemacht und an der Uni Mainz Physik und Chemie (Lehramt) studiert. Nach Stationen in Diez und Koblenz blieb sie für sechs Jahre an der Riehlschule in Wiesbaden-Biebrich. Anschließend arbeitete sie zehn Jahre lang an der Nikolaus-August-Otto-Schule in Bad Schwalbach, davon sechs Jahre als Leiterin des Realschulzweigs. Zu diesem Schuljahr hat sie die Leitung der IGS Wallrabenstein übernommen.
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http://www.igs-wallrabenstein.de/content/texte/pilotin-mit-bodenhaftung.htm Letzte Aktualisierung: 13.05.2018, 17:34:54 Druckdatum: 29.03.2024, 09:43:21 |