Eis essen verboten
Was lernen muslimische Kinder über ihre Religion? Zu Besuch
beim Islamunterricht in einer Wiesbadener Grundschule.
(Bericht aus der Frankforter Rundschau vom 07.04.2014
von Pitt
von Bebenburg)
Das Eis sieht lecker aus. Leijla aber hängt das Bild mit dem
Eis darauf auf die Seite mit dem roten Verbotsschild. „Das
darf man nicht“, erklärt die Erstklässlerin
entschlossen. Die anderen Kinder nicken.
Fußballspielen, Radfahren, Fernsehen – das alles
haben die Kinder der Wiesbadener Brüder-Grimm-Schule auf der
Seite mit dem grünen Schild eingeordnet. All das ist in der
Fastenzeit der Muslime tagsüber erlaubt. Eis schlecken dagegen
nicht, ebenso wie Hamburger essen oder Limo trinken.
Die 18 Erstklässler machen erstaunlich konzentriert mit in
ihrem Islamunterricht. Das ist gar nicht so einfach, denn an diesem Tag
sind Journalisten in ihre Klasse gekommen und sogar ein Fernsehteam,
das mit Kameramann und Tontechniker mittendrin steht. Das kennen die
Kinder bereits. Das öffentliche Interesse war riesig, als der
bekenntnisorientierte Religionsunterricht für muslimische
Kinder im vorigen August an 27 hessischen Grundschulen begann.
Internationale Fernsehsender schickten ihre Teams.
Doch sie konnten wenig spektakuläre Bilder nach Hause senden.
Denn im Unterricht sieht man, wie Kinder spielerisch die wichtigsten
Praktiken ihrer Religion lernen. Dagegen ist im
Erstklässler-Unterricht natürlich nichts zu sehen
oder hören von möglicherweise umstrittenen Fragen der
Theologie oder gar der Religionspolitik.
Am Unterricht der Islamlehrerin Suzan Demir** in Mainz-Kostheim, das zu
Wiesbaden gehört, nehmen die Kinder mit sichtbarer Freude
teil. Dabei müssen sie dafür extra am Nachmittag
kommen. Denn die freundliche junge Lehrerin, die ihre langen braunen
Haare offen trägt, unterrichtet vormittags an der Gesamtschule
Wallrabenstein*. An diesem Donnerstag hat Demir schon sechs Stunden
Mathe- und Chemieunterricht hinter sich, als sie an die
Brüder-Grimm-Schule kommt. In einer einjährigen
Weiterbildung an der Uni Gießen ist die Lehrerin geschult
worden, um Reli geben zu dürfen.
Eine Lehrerlaubnis hat sie danach nicht nur vom Land erhalten, sondern
auch von dem türkisch-muslimischen Verband Ditib. Er stellt
die meisten Religionslehrer für den Islamunterricht in Hessen.
Einige andere Erstklässler werden von Lehrern unterrichtet,
die vom Verband der Ahmadiyya anerkannt wurden. Der Unterricht ist
für die Kinder Pflicht – so wie für die
Kinder im evangelischen oder katholischen Religionsunterricht.
* Name und Ort der Schule korrigiert | ** inzwischen Frau Kilic
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http://www.igs-wallrabenstein.de/content/texte/eis-essen-verboten.htm Letzte Aktualisierung: 13.05.2018, 17:35:28 Druckdatum: 20.04.2024, 11:43:14 |